Kaum veröffentlicht, waren alle Pläne und Berichte schon wieder überholt. Die Landeshauptstadt Dresden erörterte ein neues, 67 Millionen Euro Einsparungen umfassendes Rotstiftkonzept, das den Fusionsplänen die Geschäftsgrundlage entzog: Der Betriebszuschuss für die Staatsoperette soll um 1,5 Millionen Euro, der Zuschuss für das Theater Junge Generation um 1,2 Millionen Euro gekürzt werden. So ganz nebenbei sollen auch die Dresdner Musikfestspiele, mit rund 150.000 Besuchern das größte Klassik-Festival Deutschlands, im Jahr 2006 zum letzten Mal stattfinden. Sachsens Kunstminister Matthias Rößler reagierte, bevor Oberbürgermeister Ingolf Roßbergs Rotstiftkonzept den Stadtrat überhaupt erreicht hatte: Ende der Fusionspläne, jetzt nur noch Kooperation! Schuld trägt die Landeshauptstadt, sagt der Freistaat, weil sie ihre Finanzierungszusagen nicht einhalten will. Schuld trägt der Freistaat, sagt Dresden, weil er vorzeitig und unbegründet das Kind mit dem Bad ausschüttete. Und sie verweist darauf, dass sie 2004 erstmals keinen ausgeglichenen Haushalt vorlegen könne, so dass ihr die Zwangsverwaltung drohe. „Narren regieren“, sagt die Presse und fügt hinzu: „Dresden streicht seinen Ruf!“ Tausende demonstrieren am 3. März auf dem Theaterplatz. Auch wenn es keine Montags-, sondern eine Mittwochsdemonstration ist, hört man die Rufe: „Wir sind das Volk.“ Theater Junge Generation, Staatsoperette Dresden und Dresdner Philharmonie haben zu einer Unterschriftenaktion aufgerufen, deren Formulare im Internet unter der Adresse www.dresden-waehlt-kultur.de abrufbar sind. Freiburg/HeidelbergDie städtischen Theater Freiburg und Heidelberg haben eine gemeinsame Tanztheater-Compagnie gegründet. Die neue Tanzgruppe, die 16 Mitglieder und 2 Choreografen umfasst, wird je zur Hälfte von Freiburg und Heidelberg finanziert. Die beiden Städte versprechen sich Einsparungen von je 40 Prozent ihrer bisherigen Ballett-Haushalte, insgesamt rund 500.000 Euro. Zu Beginn der Spielzeit 2004/05 soll der Betrieb aufgenommen werden. Hessen
Die drei Hessischen Staatstheater in Darmstadt, Kassel und Wiesbaden sollen die für den Haushalt des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst beschlossenen Etat-Kürzungen anteilig durch haustarifvertragliche Regelungen nachvollziehen, um Personalabbau zu vermeiden. HofDas Städtebundtheater Hof und die Hofer Symphoniker sind existenzbedrohend in die roten Zahlen geraten; ein Defizit von rund 1,2 Millionen Euro haben sie angehäuft, das die Stadt Hof, deren Gewerbesteuer-Einnahmen binnen zwei Jahren von 15 auf 6,1 Millionen Euro geschrumpft sind, abzudecken nicht mehr in der Lage ist. Bayerns Kunstminister Thomas Goppel sagte eine Anhebung des staatlichen Betriebszuschusses ab 2005 um jährlich 250.000 Euro zu, regte aber zur Sanierung des Theaterhaushalts einen regionalen „Kulturpakt“ der umliegenden Gemeinden und der Wirtschaft an. MünchenDie Bayerischen Staatstheater müssen eine Kürzung ihrer Betriebszuschüsse um 4,8 Millionen Euro verkraften, von denen 3,2 Millionen auf die Staatsoper entfallen. Staatsintendant Sir Peter Jonas‘ protestierender Hinweis, Minderausgaben in dieser Höhe seien aus juristischen und ökonomischen Gründen so kurzfristig gar nicht zu realisieren, bewirkte den Kompromiss, „Ministerium und Staatstheater seien einvernehmlich bemüht, für die Jahre ab 2005 einen Stufenplan zu entwickeln, der den Bedürfnissen einer langfristig planenden Einrichtung Rechnung trägt.“ Für 2004 verpflichtete sich die Staatsoper zu Minderausgaben von 1,5 Millionen Euro.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|