In Dresden geboren erhält Martin Wagner bereits mit 6 Jahren Klavierunterricht, wird mit 10 Jahren Kapellknabe und dirigiert mit 16 das erste Mal im Gottesdienst eine Schütz-Motette. In Dresden studiert er dann auch Korrepetition und Orchesterdirigieren, unter anderem bei Siegfried Kurz. Bereits während des Studiums sammelt er an Theatern in Radebeul und Görlitz praktische Erfahrungen als Repetitor und Chorassistent. Wagner: „Professionelle Opernchorarbeit auf höchstem Niveau gestaltet sich aus meiner Sicht vierdimensional. Erste und zweite Dimension sind künstlerisch ambitioniertes und konzentriertes Auftreten jedes einzelnen Chorsängers im Gesang und zeitgleich in der Szene. Die dritte Dimension gilt als besonders chorspezifisch und zielt auf die Homogenität des stimmlichen und szenischen Gesamteindruckes ab, in dessen Dienst sich alle Chormitglieder uneigennützig stellen müssen. Und die vierte und wichtigste Dimension ist die Kontaktaufnahme mit dem Zuschauer, das Brennen für das eigene Publikum. All das zusammen ist eine sehr komplexe und fordernde Aufgabe, der sich die Kollegen hier in Magdeburg mit Hingabe widmen und dafür immer wieder herzlichen Beifall ernten.“ In Vera Nemirovas Magdeburger Inszenierung von Giuseppe Verdis Oper „Nabucco“ betreten durch die Saaltüren 120 Chorsänger (Opernchor, Coruso-Chor, Singakademie, Kinder- und Jugendchor) den hermetisch abgeriegelten Zuschauerraum, um den berühmten Chor der Hebräer „Va pensiero“ mit beeindruckender Klangfülle zu singen, ergreifend Verzweiflung und Todesangst spielend, Schutz suchend in der Menschenkette. Für Chordirektor Martin Wagner ist es bei jeder Aufführung ein Gänsehaut-Gefühl, wenn er vom Foyer den langsam verklingenden Schlussakkord des Gefangenenchores vernimmt und nach spannungsgeladener Stille ein begeisterter Jubelapplaus losbricht. In der Freizeit KomponistViel Energie investiert Martin Wagner in die Probenarbeit der Magdeburger Singakademie e.V. Der Extrachor des Opernhauses mit etwa 70 Mitgliedern hat sich im vergangenen Jahr verjüngt und wird im Mai die Orgelweihe im Dom mitgestalten. „In meiner Freizeit? Da komponiere ich.“ – so zuletzt die Schauspielmusik für das Historienspektakel „Jakob Böhme“ im Juni 2007 auf dem Görlitzer Untermarkt für die Besetzung Bariton, Chor und Großes Orchester. Als ein besonderes Ereignis zum Jahresausklang bereiten Opernchor und Mitglieder der Magdeburgischen Philharmonie erstmals ein weihnachtliches Chorkonzert mit weltlicher und geistlicher Musik vor. Wagner dirigiert und moderiert das Konzert und hat eigens einige Weihnachtsweisen arrangiert. Besonders freut er sich auf eine Reihe origineller Weihnachtslieder, die Opernchormitglieder auf seine Anregung hin aus ihren Heimatländern Bulgarien, Chile, Korea, Polen und Rumänien mitgebracht haben. Man merkt Martin Wagner, der mit seiner Familie in Magdeburg längst heimisch geworden ist, die Freude an der Arbeit mit dem Opernchor an. Die Präsenz im Theater ist ihm wichtig. Während der Vorstellung steht er auf der Seitenbühne. Das eine Mal vermittelt er Sicherheit, ein anderes Mal liefert er die passende Motivation für den bevorstehenden Auftritt. Die Fülle der Aufgaben des Chores erfordert eine logistische Meisterleistung. Martin Wagner und „sein“ Opernchor streben nach Perfektion. Und so gehören in Andreas Kriegenburgs neuester Inszenierung – Mozarts „Idomeneo“ – die Chorszenen in ihrer musikalischen und darstellerischen Präzision und Ausdruckskraft zu den Höhepunkten des Opernabends. Und das stimmt Martin Wagner für die weitere künstlerische Arbeit mit dem Opernchor mehr als optimistisch. Herbert Henning |
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