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Kulturpolitik

Marathon zum Jubiläum

Die Stadt Bonn und das Beethoven-Jubiläumsjahr

„Seid umschlungen“ – so betitelt das Beethovenfest seinen Extra-Ableger im Frühjahr des Jubiläumsjahres. Und so wie es aussieht, wird den Bonnern auch gar nichts anderes übrigbleiben, als sich 2020 vom weltumspannenden Genie des Komponisten vereinnahmen zu lassen. Nicht nur bekommt das Beethovenfest einen Ableger, auch die BTHVN Jubiläums GmbH, das Beethoven Orchester und andere Veranstalter klotzen zum Auftakt des Beethoven-Jahres, mit dem der 250. Geburtstag des Komponisten gefeiert wird.

Nachdem die BTHVN Jubiläums GmbH lange Zeit nicht mehr als nebulöse Andeutungen über ihr konkretes Programm verlauten ließ, wurde selbiges im Herbst 2019 vorgestellt. Kurz gesagt: es kann sich sehen lassen und man lässt sich die Jubiläumssause auch richtig etwas kosten: 24,6 Millionen Euro haben Bund, Land, der Rhein-Sieg-Kreis und die Stadt Bonn lockergemacht, von den circa 2/3 in externe Projekte fließen und 1/3 in eigene Projekte der Jubiläums GmbH. Rund 300 Projekte wird es deutschlandweit geben, wobei Nordrhein-Westfalen das Kernland der Aktivitäten sein wird.

Über dem Programm steht das Motto „Beethoven für Jedermann“, und damit Beethoven auch wirklich bei jedem ankommt, hatte man sich für die Eröffnungswoche allerhand einfallen lassen. Der Anspruch: zeigen, dass „Beethovens Musik auch heute noch eine große Relevanz hat“, wie Malte Boecker, künstlerischer Geschäftsführer der GmbH es formulierte. Dass die Rechnung aufgehen könnte und Beethoven auch heute noch eine „internationale Strahlkraft“ besitzt, zeigt nicht zuletzt die Erwähnung Bonns im „Lonely Planet“-Reiseführer, der Bonn gerade auf Platz fünf der weltweit besten Reisestädte gelistet hat – gerade auch im Hinblick auf die bevorstehenden Feierlichkeiten.

Insgesamt will man aber nicht warten, bis Bildungsinteressierte zu Beethoven kommen, sondern trägt ihn dorthin, wo bildungsfernes Publikum ihn nicht unbedingt erwartet: überall. Das Literaturhaus Bonn etwa lässt einen Beethoven-Bot mit Zitaten aus seinen Briefen twittern, die International Telekom Beethoven Competition gipfelt in ihrer Finalrunde, unter dem Motto „Beethoven bei uns“ öffnen bundesweit private Gastgeber ihre Türen für Konzerte und in der Bundeskunsthalle wurde „die“ Beethoven-Ausstellung eröffnet, eine Schau, die angesichts des Jubiläums Maßstäbe setzen soll. Einen offiziellen Festakt mit Prominenz gab es natürlich auch, immerhin ein Drittel der Karten hierfür wurde umsonst ans Publikum ausgegeben – ratzfatz waren die über einen Ticketanbieter unters Volk vergebenen Karten weg.

Als weiteres Highlight wurde das vollständig umgestaltete Beethovenhaus wiedereröffnet, dessen Dauerausstellung komplett überarbeitet wurde, und das zudem mit einem ausgebauten Raum- und Seminarangebot punkten will. Insgesamt ist das für eine Stadt wie Bonn bereits ein beachtliches Angebot, das Ausrufezeichen am Ende der Eröffnungswoche setzte man mit dem Beethoven-Marathon. Der beruht auf einer Idee des Bonner Generalmusikdirektors Dirk Kaftan, der den Generaldirektor nicht unbedingt gerne raushängen lässt, und dafür umso mehr Musik macht. Gerne auch „Grenzenlos“, um den Titel einer der Konzertreihen des Beethoven Orchesters aufzugreifen, in der man zuletzt mit der türkisch-multinationalen Gruppe Kardeş Türküler konzertiert hat. 30 Spielorte, 60 Ensembles und 90 Veranstaltungen innerhalb von 12 Stunden, flächendeckend über Bonn verteilt, standen auf der Tagesordnung des Beethoven-Marathons.

Da war von der Kunstaktion über einen Flashmob bis hin zu Konzerten und Theater alles dabei, ein künstlerischer Rundumschlag. Natürlich gab es auch jede Menge Beethoven. Das Beethoven Orchester etwa verantwortet die Aufführung aller neun Sinfonien, doch nicht schön enzyklopädisch und der Reihe nach, sondern jede in einer anderen Fassung: die Dritte in der exakten, kammermusikalischen Besetzung der Uraufführung, die Sechste mit Sandmalerei, die Fünfte als E-Version von Pierre Thilloy und die Vierte mit einem Orchester aus Profis und Laien – wie zu Beethovens Zeiten.

Wer angesichts dieses straff organisierten Beethoven-Overkills nichts vom Jubiläum mitbekommen sollte, dem dürfte wohl nicht mehr zu helfen sein. Ein Übriges tun die Bürger für Beethoven, auf deren Initiative hin an vielen Stellen in der Bonner Innenstadt und darüber hinaus prominent platzierte Beethoven-Säulen aufgestellt wurden. Die sehen nicht nur tagsüber durchaus stylish aus und informieren rund um die Uhr über den berühmtesten Sohn der Stadt.

Guido Krawinkel


„Fidelio“ in Bonn

Zum Jubiläumsjahr darf in Beethovens Geburtsstadt dessen einzige Oper natürlich nicht fehlen. Am Neujahrstag fand die Premiere von „Fidelio“ am Theater Bonn statt, inszeniert von Volker Lösch und unter der musikalischen Leitung von GMD Dirk Kaftan. Die Rezension unseres Autors Guido Krawinkel lesen Sie auf Seite 30.


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