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Kulturpolitik

Brennpunkte

Zur Situation deutscher Theater und Orchester

Bewegung in München

Nach mehrjähriger Anlaufphase (s. O&T 4-5/19, S. 6) fand nunmehr am 23.10.2019 ein erstes formelles Tarifgespräch zwischen Vertretern der VdO, der Bayerischen Staatsoper, des Finanz- und des Kunstministeriums über einen Haustarifvertrag für das Bayerische Staatsballett und den Chor der Bayerischen Staatsoper statt. Wenngleich naturgemäß die im Vorfeld erhobenen Forderungen der VdO hinsichtlich der Höhe der zu vereinbarenden Gagen für die Kollektive seitens des Finanzministeriums als überhöht zurückgewiesen wurden, erzielten die Beteiligten Einigkeit darüber, dass unverzüglich Verhandlungen über eine eigene – vom NV Bühne losgelöste – Gagenstruktur sowie über hausspezifische Mantelregelungen für beide Bereiche, einschließlich der hochstreitigen Frage der Dauer musikalischer Proben im Chor, aufgenommen werden sollen. Es wurde vereinbart, dass auf Klagen in diesem Zusammenhang zunächst verzichtet und nach einvernehmlichen Lösungen gesucht werden soll. Ungeklärt blieb, ob Regelungen zur Übertragung und Abgeltung von Leistungsschutzrechten Teil der tariflichen Regelung oder Gegenstand von Nebenabreden werden sollen. Auf jeden Fall wird die VdO auch in dieser komplexen Materie die Interessen ihrer Mitglieder wahren.

Mittlerweile sind erste Verhandlungstermine für den 9. und den 16. Januar 2020 vereinbart. Wir werden darüber berichten.

Irritationen am Sorbischen Nationalensemble

Der Führungsstil der Intendantin am Sorbischen Nationalensemble, Judith Kubitz, die seit August 2018 im Amt ist, sorgt zunehmend für Irritationen in der Belegschaft.

Bereits kurz vor ihrem Amtsantritt überraschte sie mit dem – nach dem Tarifrecht des NV Bühne für den Chor unzulässigen – Ansinnen, die Kolleginnen und Kollegen des Chors zu einem Einzelvorsingen zu bitten.
Auch nach ihrem Amtsantritt stellten die die Künstler vertretenden Vorstände schnell die sehr eigene Lesart des geltenden Tarifrechts seitens der Intendantin fest. Freistellungen zur Ausübung der Ämter der lokalen Arbeitnehmerverbände und Gewerkschaften nach §39 Abs. 5 NV Bühne werden nahezu kategorisch nicht gewährt. Auch Freistellungen aus dringenden persönlichen Gründen nach §39 Abs. 4 NV Bühne werden regelmäßig nicht gewährt oder von überzogenen Auflagen, die nach SR Chor ebenfalls nicht zulässig sind, abhängig gemacht oder aber erst gar nicht beschieden, obwohl dies unverzüglich zu geschehen hat. Dem Chor und den Angestellten des Hauses wird damit ein Mindestmaß an Privatsphäre weitestgehend aus „betrieblichen Gründen“ erschwert oder ganz verwehrt.

Dem gegenüber steht die Art und Weise, wie die Intendantin für sich selbst in intensiver Weise das Recht in Anspruch nimmt, auswärtige Gastdirigate im internationalen Rahmen wahrzunehmen. Angesichts des Konzertkalenders der Intendantin stellt sich der ein oder andere daher durchaus die Frage, ob dieses Pensum mit den Aufgaben einer Intendantin vereinbar ist.

Demzufolge fühlen sich auch viele der Mitarbeiter des Hauses in repräsentativer Hinsicht in der Öffentlichkeit nicht durch die Intendantin vertreten. Wichtige repräsentative Termine wie beispielsweise anlässlich einer Festveranstaltung zu Ehren von Juraj Kubanka, dem Begründer des professionellen folkloristischen slawischen Tanzes und langjährigen Chefchoreografen des Hauses wurden nicht wahrgenommen, obwohl diese aus künstlerischer Sicht überaus bedeutungsvoll für das Image des SNE gewesen wären.

Im Vordergrund des gesamten Gebarens der Intendantin stehen im alltäglichen Umgang miteinander eher die Suche nach Konfrontation statt konstruktivem Austausch im Vordergrund, ein respektvoller Umgang miteinander ist nicht wahrnehmbar.

Besonders unverständlich und für die künstlerischen Mitarbeiter/-innen des Hauses nicht nachvollziehbar ist die Entscheidung, den Vertrag des Chordirektors und kommissarisch eingesetzten Orchesterleiters, Andreas Pabst, nicht zu verlängern. Pabst ist für den Chor wie für das Orchester ein erfahrener und geschätzter musikalischer Leiter, der in der Vergangenheit auch nicht davor zurückschreckte, die Geschäftsführung auf Missstände hinzuweisen.

Nicht jeder Dirigent, nicht jede Dirigentin bzw. Intendant/in ist in der Lage, ein Haus mit einem Sonderstatus wie das SNE erfolgreich zu leiten. Um ein konstruktives Miteinander zu erreichen, müssen sich auch Führungskräfte in den Dienst der gemeinsamen Sache und die eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund stellen. Es verbleiben noch anderthalb Jahre dieser Intendanz, in denen sich zeigen muss, ob Intendanz und Mitarbeiter endlich an einem Strang ziehen werden, und zu einem respektvollen Umgang miteinander gefunden wird.


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