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„... wie sich die Welt verändert“

Anne Linsel: „Pina Bausch – Bilder eines Lebens“, 180 Seiten, Edelverlag, 29,95 Euro. E-Book kostenlos inklusive.

Pina Bausch (1940-2009) hat den Tanz im 20. Jahrhundert revolutioniert, hat seine Grenzen erweitert hin zum The-ater und zur Bildenden Kunst – hin zu einer menschlichen Wahrheit. Und es ist dieser Künstlerin mehr als angemessen, dass ihr Werk – ihre neue Sicht auf den Tanz – in journalistischen Arbeiten, tanzwissenschaftlichen Abhandlungen, Porträts, Bildbänden und Filmen beschrieben und gewürdigt wurde. Nun hat die Kulturjournalistin und Dokumentarfilmerin Anne Linsel, die – selbst Wuppertalerin – das Wuppertaler Ensemble und die Chefin über Jahre beobachtet hat, sogar auf Tourneen begleiten durfte, „Pina Bausch – Bilder eines Lebens“ vorgelegt, wo sie alle Fakten und Stationen einholt: Die Tochter eines Solinger Gastwirtes, die über die Ausbildung an der Essener Folkwangschule zunächst Tänzerin und Assistentin beim legendären Kurt Jooss wird; die Bausch, die stark genug ist, trotz der zunächst türenschlagend flüchtenden Zuschauer, unbeirrt ihr Tanztheater zu formen und durchzusetzen. Angesichts aller vorausgegangen Publikationen jedoch kommt Linsel – Pech für sie – mit dieser Biographie im Grunde zu spät. Denn fast alles ist ja schon bekannt. Sogar viele Fotografien in ihrem Buch kennt man aus anderen Veröffentlichungen.

In seiner akkuraten chronologischen Verfolgung von Bauschs Werdegang mag das Buch dennoch für manchen Leser von Interesse sein. Denn Linsel kam an Bausch und ihre Tänzer wahrscheinlich näher heran als die meisten Journalisten. Und so kann sie detailliert die Proben beschreiben, in denen sich die Bausch über Improvisationen ihrer Tänzer langsam einem neuen Stück nähert; kann dem Leser eindringlich veranschaulichen, wie ein neues Stück Schritt für Schritt entsteht.

Linsels Nähe zum Ensemble erlaubt auch einen Blick auf Bausch, der die bekanntlich die Öffentlichkeit, vor allem die Medien Scheuende (ein Interview von ihr war ein Lottosechser) als Person im täglichen Leben fühlbar macht. Sie kann nicht nur Tänzer des Ensembles zitieren, sondern sogar die Bausch selbst. Als diese ihren Sohn Rolf Salomon bekommt, sagt sie über das Kind: „...wie sich dadurch die Sicht der Welt verändert. Wie vorurteilslos es alles betrachtet. Welches Vertrauen es in einen setzt. Überhaupt zu begreifen: ein Mensch wird geboren...Und wie all dieses auch wieder in meine Stücke und meine Arbeit einfließt.“ Dieser Blick auf „die private Bausch“ kann also als Ergänzung gesehen werden zu den subtilen Bausch-Charakterisierungen, wie sie der langjährigen Bausch-Protagonistin Jo Ann Endicott gelungen sind: 1999 in ihrem Arbeitsjournal „Ich bin eine anständige Frau“, 2009 in ihrem Buch „Warten auf Pina“.

Malve Gradinger

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