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Berichte

Spaß muss sein

»Don Pasquale« an der Deutschen Oper am Rhein

Keine Frage, Rolando Villazons Inszenierung von Gaetano Donizettis Oper Don Pasquale im Opernhaus Düsseldorf macht Laune. Gute Laune. Warum auch nicht. Zweidreiviertel Stunden lang wird man bestens unterhalten, wird ein leichtes Sujet mit ebenso leichter Hand auf die Bühne gebracht. Nicht alles überzeugt, nicht alles gelingt, aber im Großen und Ganzen erreicht die Inszenierung ihr Ziel: das Publikum zu unterhalten.

Villazon erlaubt sich gegenüber dem Original einige Freiheiten: So führt er die – stumme – Figur eines Kunstdiebes ein, der sich – quasi als Running Gag – durch die Szenen hangelt, sich mal hier, mal dort versteckt oder auch mal in Mission Impossible-Manier von der Decke abseilt. Das sorgt für manchen Lacher und ist bei weitem nicht der einzige Running Gag dieser Inszenierung. Aber sei‘s drum. Es macht Spaß und sorgt für eine kurzweilige Atmosphäre. Das Verwirr- und Intrigenspiel um den Lustgreis Don Pasquale, der eine junge Frau sucht, und dabei von seinem Arzt und – zunächst wider Willen – seinem Enkel hinters Licht geführt wird, ist beste Unterhaltung. Ein Stoff, der heutzutage in jedem Boulevardtheater zu Hause wäre, und den Villazon auch mit der entsprechenden Unbeschwertheit inszeniert.

Elena Sancho Pereg als Norina, Lucio Gallo als Don Pasquale. Foto: Thilo Beu

Elena Sancho Pereg als Norina, Lucio Gallo als Don Pasquale. Foto: Thilo Beu

Bühnenbild (Johannes Leiacker) und Kostüme (Thibault Vancraenenbroeck) sind dabei an historischen Vorbildern orientiert, aber nicht sklavisch dem Original verhaftet. So ist die Inszenierung beispielsweise in Paris statt in Rom angesiedelt und spielt im Künstlermilieu – im Spannungsfeld von Leonardo da Vincis Mona Lisa und Andy Warhols Pop Art-Ästhetik. Eine bunte Mischung mithin, aber: warum eigentlich nicht? Villazon verweigert sich ein Stück weit dem gegenwärtigen Trend im Operngenre, ein Werk einfach mal gehörig gegen den Strich zu bürsten und auf links zu drehen. Sein Don Pasquale ist mit leichter Hand gestrickt, nicht besonders tiefschürfend und schon gar nicht konsequent durchdacht. Villazon entspricht damit nur der Vorlage Donizettis, die auch nicht gerade ein Ausbund an innerer Logik und Konsequenz ist.

Auch versammelt Villazon jede Menge schräge Typen auf der Bühne: der kiffende Notar (Daniel Djambazian) ist ein Hare Krishna-Anhänger, die Kellner in einem Lokal, in dem Villazon eine Szene im zweiten Akt spielen lässt, wuseln ganz cool auf Rollschuhen um die Gäste herum. Warum eigentlich nicht? Ein Übriges tut die musikalische Seite dieser Produktion. Die Düsseldorfer Symphoniker spielen unter der musikalischen Leitung von Nicholas Carter ebenso spritzig wie präzise. Das forsche Tempo der Inszenierung und der Musik gehen Hand in Hand, Villazon choreografiert alles mit sicherer Hand. Auch die Sängerbesetzung ist formidabel: Thorsten Grümbel gibt einen stimmlich wie szenisch virilen Don Pasquale, Dmitri Vargin einen sehr präsenten Malatesta. Aber auch Ioan Hotea (Ernesto) und Elena Sancho Pereg (Norina) sind in jeder Hinsicht ein Gewinn für diese Produktion.

Auch dem fulminanten Schluss merkt man an, dass Villazon der Schalk immer im Nacken sitzt. Don Pasquale geht am Ende nicht leer aus, sondern verliebt sich in den Kunsträuber (Susanne Preissler), der – beziehungsweise die – sich als Frau entpuppt. Und der ausgezeichnete Chor der Düsseldorfer Oper symbolisiert mit seinem Auftreten als Mona Lisa und Andy Warhol noch einmal das Spanungsfeld, in dem sich diese Inszenierung bewegt. Insgesamt kann dieser Don Pasquale durchaus gefallen. Natürlich hinterfragt Villazon hier nichts, bringt einfach das ungefiltert und mit jeder Menge Komik angereichert auf die Bühne, was Donizetti zeigt. Das geschieht aber auf durchaus unterhaltsame Art und Weise. Ein kurz-
weiliger Abend.

Guido Krawinkel

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