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Kulturpolitik

Auf ein Wort mit Roland May

Generalintendant und Schauspieldirektor des Theaters Plauen-Zwickau — Im Gespräch mit Barbara Haack und Gerrit Wedel

Roland May, in Weimar geboren, absolvierte seine Schauspielausbildung an der Theaterhochschule in Leipzig. Am Staatsschauspiel Dresden verantwortete er neben seinem Schauspielengagement erste Inszenierungen. Seit 1988 arbeitete er als freischaffender Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner sowie Schauspieler in Berlin, Leipzig, Dresden, Frankfurt/Oder, Würzburg, Rostock, Meiningen und Greifswald. Von 1991 bis 1993 war er als Schauspieldirektor am Vogtlandtheater Plauen engagiert. Von 2001 bis 2009 war May Intendant und Geschäftsführer des Gerhart-Hauptmann-Theaters Zittau. Seit der Spielzeit 2009/2010 ist er Generalintendant und Schauspieldirektor am Theater Plauen-Zwickau.

Oper & Tanz: Soeben haben Pläne der Stadt Plauen für Aufsehen gesorgt, aus dem Kulturraum Vogtland-Zwickau auszutreten. Erklären Sie unseren Lesern doch bitte, wie das mit den Kulturräumen funktioniert und warum eine Stadt wie Plauen plötzlich über einen Austritt nachdenken kann.

Roland May. Foto: André Leischner

Roland May. Foto: André Leischner

Roland May: Die Kulturräume in Sachsen sind ein Alleinstellungsmerkmal in der Kulturlandschaft in Deutschland. Der Hintergrund: Nicht allein die Träger kommen für die Theater auf; vielmehr gibt es eine Umlage für die Gemeinden, die nach einem Schlüssel berechnet wird. Jeder Euro, den die Gemeinden geben, wird anschließend durch das Land Sachsen veredelt. In den Kulturräumen verbinden sich meistens jeweils zwei Kreise. Bei uns sind das der Vogtlandkreis und der Landkreis Zwickau. Sie haben einen Beirat, der die Förderanträge entgegennimmt und dem Kulturraum entsprechend den Förderrichtlinien Vorschläge macht. Die beiden Kreise sind Pflichtmitglieder, es gibt aber auch freiwillige Mitglieder. Die beiden großen Städte Plauen und Zwickau sind seit der Kreisgebietsreform 2008 keine kreisfreien Städte mehr. Beide haben es aber für sinnvoll erachtet, weiterhin Mitglied im Kulturraum zu bleiben. Das heißt: Sie haben weiterhin mehr Zahlungen geleistet als die anderen Gemeinden, die nur mit der Umlage dabei sind, haben aber dafür Stimmrecht und können dadurch dafür Sorge tragen, dass ihre originären Einrichtungen in den Städten nicht unter den Tisch fallen.

Allerdings gibt es – gerade hier in Plauen – seit Jahren Überlegungen, aus dem Kulturraum auszutreten, mit dem Argument, dass sich ja nichts ändern würde, man würde nur viel Geld einsparen. Es geht hier um etwa 700.000 Euro im Jahr, die die Stadt Plauen einzahlt. Würde sie aus dem Kulturraum austreten, wäre sie nur noch mit der Umlage von 200.000 Euro dabei. Die Argumentation von der Seite der Austrittsbefürworter war immer: Die Beiräte machen Vorschläge, und das wird sowieso abgenickt. Das ist allerdings mitnichten so. In der Vergangenheit wurden Vorschläge der Beiräte von den Kreisen nicht immer akzeptiert.

O&T: Was sollte also passieren?

May: Ich kann nachvollziehen, dass wenn die 700.000 Euro wieder eingestellt werden, der Haushalt wohl nicht genehmigt würde. Man kommt dann in eine Zwangsverwaltung durch den Kreis, was natürlich niemand möchte. Ich kann verstehen, dass hier auch andere Prioritäten eine Rolle spielen, aber in den vergangenen Jahren hat man hier immer Lösungen gefunden.

Das Gewandhaus in Zwickau. Foto: André Leischner

Das Gewandhaus in Zwickau. Foto: André Leischner

Was ich allerdings fatal finde, sage ich mit einem Bild: Das Theater ist als Kind bei fremden Eltern, in diesem Fall der Stadt Plauen, aufgezogen worden – die Eltern haben das freiwillig getan. Jetzt entschließt man sich, weil das Geld für Nahrung nicht mehr reicht, das Kind den leiblichen Eltern wieder vor die Tür zu stellen, in der Hoffnung, dass es eingelassen wird. Es ist aber unklar, ob das so ist und ob dieselben Mittel zur Verfügung stehen. Wenn man diesen Schritt gehen möchte und auf das Mitspracherecht verzichtet, dann müsste man im Vorfeld im Kulturraum sichere Planken einziehen. Das ist nicht geschehen. Deshalb war ich sehr froh, dass sich die Parteien durchgesetzt haben, die das von Anfang an infrage gestellt haben. Das ist hier die viel geschmähte CDU, die es – auch mit unserer Vermittlung – geschafft hat, weite Teile der SPD und der Linken auf ihre Seite zu ziehen, um dann doch im Kulturraum zu verbleiben, und – das kann ich nur hoffen – den Plänen Zwickaus, aus dem Kulturraum auszutreten, einen Riegel vorzuschieben.

Im Bundesgebiet sind ja auch in größeren Städten schon erste Einsparungen angekündigt worden. Das wird im Zuge der Post-Corona-Zeit sicher auch hier in Sachsen eine große Rolle spielen.

O&T: Heißt das, dass es neben der Finanzierung über die Kulturräume weitere finanzielle Unsicherheiten gibt?

May: Ja, hier gab es schon vor den Verhandlungen für den Kulturraum die ersten Fragen aus Zwickau, ob das so weitergehen kann mit der Theaterfinanzierung. Plauen ist dann gleich aufgesprungen. Da geht es um die Grundfinanzierung. Unser Theater wird immer über befristete Grundlagenverträge geführt. Der jetzige Grundlagenvertrag zwischen den Städten läuft bis Ende 2022. Die Gespräche darüber wurden aber vertagt. Auch die Zahlungen, die komplementär aus dem Kulturpakt mit dem Land Sachsen kommen und mit denen wir die Haustarifverträge beenden konnten, stehen infrage. Ob es bei den direkten Zuwendungen an die Theater bleibt oder ob diese Summen, wie man hört, in Gänze an die Kulturräume gehen, wobei dann wieder unklar ist, ob das Geld bei den Theatern ankommt, ist die dritte Baustelle, die sich für die Zukunft auftut. Ich bin den Gewerkschaften dankbar, dass sie sich geäußert haben. Das war eine ganz wichtige Aktion.

O&T: Das Damoklesschwert bleibt aber?

May: Ja, das bleibt. Wir haben für das Jahr 2022 Klarheit und müssen gucken, wie es 2023 weitergeht.

O&T: Ursache für Sparpläne ist vor allem anderen die Pandemie. Wie geht es Ihnen gerade damit? Wie arbeiten Sie? Wie planen Sie? Was macht Corona mit dem Haus und den Kollektiven?

May: Die Theater reagieren ja sehr ähnlich. Wir haben im letzten Frühjahr alle zur Kenntnis genommen, unter welchen Parametern wir agieren konnten. Dann war eine Sommerbespielung möglich. Im Herbst ging es ganz gut los, bis dann die lange Zeit begann, in der wir nicht spielen konnten. Wir mussten von Monat zu Monat neu justieren. Wie andere Theater haben wir Aktivitäten im Online-Bereich gestartet. Das Orchester hat vor Altenheimen gespielt, hat für Einzelaktionen bereitgestanden. Wir haben uns über die lange Zeit solidarisch gezeigt mit der Gesellschaft und haben nicht geprobt, haben alle Kollegen in die Kurzarbeit geschickt, haben sie immer wieder vertröstet. Im Januar haben wir uns dann von dieser Kurzfristigkeit verabschiedet und längere Linien gezogen.

Das Theater in Plauen. Foto: Chris Gonz

Das Theater in Plauen. Foto: Chris Gonz

Ich will nicht verhehlen, dass die Nerven schon mal blank lagen. Wir haben nicht verstehen können, warum wir im November und Dezember gänzlich die Tore schließen mussten, nachdem wir uns sehr intensiv damit beschäftigt hatten, Hygienekonzepte und Abstandsregeln auszuarbeiten. Es hat eine Weile gedauert, bis man die Begründung nachvollzogen hat: Es geht gar nicht um die Konzepte selbst, sondern um die Begegnung, den Weg zum Theater, das Gespräch nach dem Theater. Da hat mir allerdings der Dialog gefehlt. Wir hätten auch dazu noch ein paar Ideen gehabt.

O&T: Das heißt, Sie sehen die radikalen Schließungen kritisch?

May: Ich kann der harschen Kritik viel abgewinnen, die von Künstlerinnen und Künstlern kommt, die jetzt klagen und die enttäuscht darüber sind, welchen Stellenwert Kunst und Kultur scheinbar in unserem Land haben. Darüber sind wir auch sehr verbittert. Wir hoffen jetzt, dass wir eine Sommerbespielung hinbekommen. Sorge bereitet uns nach wie vor, dass wir immer noch nicht alle Orchestermusiker voll in Arbeit bringen können und natürlich auch den Chor nicht, was besonders schmerzt. Unsere kommende Spielzeit planen wir noch bis in den Januar hinein mit Abstandsregeln.

O&T: Wie sieht der Open-Air-Sommerspielplan aus?

May: Wir planen für Plauen ein Rockmusical, das vom Schauspielensemble mit dem Ballettensemble und Statisten gestaltet wird, „Rock of Ages“: eine lockere Handlung mit vielen Songs der 1980er-Jahre. In Zwickau haben wir auf der Bühne am Schwanenteich den „Liebestrank“ von Donizetti. In Plauen kommt ein Kinderstück auf einer kleineren Bühne dazu: „Die Kuh Rosmarie.“ Und wir werden in Plauen die Operette „Paganini“ spielen, die eigentlich indoor herauskommen sollte. In Zwickau gibt es noch ein Familienkonzert über die Geschichte des Pop und einen musikalischen Abend, der sich mit dem Automobil beschäftigt: „Ein himmelblauer Trabant.“ Das passt natürlich wie die Faust aufs Auge auf den Automobilstandort Zwickau. Und wir haben ein eigenes Chorprojekt gestartet.

O&T: Was ist das für ein Projekt?

May: Ein eigenes Chorprogramm, für das wir aber noch keinen Titel und keinen Aufführungstermin haben. Der Chorgesang im Laienwesen liegt ja im Augenblick brach. Wir haben große Sorge, wie wir unseren großen Wagner-Abend in der kommenden Spielzeit stemmen können.

O&T: In Zwickau stand ja eigentlich die Öffnung des Gewandhauses an. Wie sieht es damit aus?

May: Die Eröffnung sollte im letzten Herbst mit „Lohengrin“ stattfinden, musste aber immer wieder verschoben werden. Diese Eröffnung rückt in die nächste Saison, wahrscheinlich mit „Don Giovanni“. Den „Lohengrin“ werden wir weit nach hinten rücken, weil wir dann größere Hoffnung auf einen großen Chor haben. Wir sehen allenthalben an den Theatern, wie flexibel mit dem Chor umgegangen wird, teils singt er hinter der Bühne. Das ist natürlich keine Lösung auf Dauer. Insgesamt konnten 28 Premieren nicht stattfinden; das waren A- und B-Premieren, jeweils an den beiden Standorten. Einige Inszenierungen sind bis zur Generalprobe gekommen, von denen wir eine Video-Dokumentation haben. Bei anderen gab es nicht einmal Endproben. Inszenierungen, die schon im letzten Frühjahr geplant waren und nicht zur Aufführung kamen, stehen teilweise jetzt gar nicht mehr auf dem Plan. Ich habe aber zum Beispiel bei meiner aktuellen Inszenierung vom „Zerbrochenen Krug“ gemerkt, dass schon die Proben ein Selbstzweck der Kommunikation untereinander sind.

O&T: Die kommende Spielzeit ist Ihre letzte als Intendant. Wie planen Sie den Übergang für Ihren Nachfolger Dirk Löschner?

May: Wir sind jetzt schon dabei, einen guten Übergang hinzubekommen. Wir haben zum Beispiel eine Ausschreibung für eine Theaterpädagogikstelle intendanzübergreifend gestaltet. Die Frage ist, wie wir mit den brachliegenden Inszenierungen umgehen. Wie kann man trotz allem der Belegschaft noch neue Aufgaben geben, um ihnen nicht das Gefühl zu geben, dass sie nur alte Kleider auftragen? Diese Gratwanderung beschäftigt mich gerade, auch im Gespräch mit Dirk Löschner.

O&T: Sie haben auf Ihre Streaming-Angebote hingewiesen. Nach wie vor ist ja das Theater-Erlebnis online nicht das gleiche wie das analoge. Wie wird das bei Ihnen angenommen?

May: Ich bin nicht der große Freund von Online-Theater, finde aber beachtlich, was die Sparten hier geleistet haben. Unser GMD Leo Siberski und Ballettchefin Annett Göhre machen sich darüber viele Gedanken. Das ist ja in jeder Sparte ein bisschen anders. Die digitalen Angebote wurden nicht einfach nur abgefilmt, sondern mit professionellen Kamera-Teams hochwertig erstellt, teils sind es richtige Filme mit ganz verschiedenen Locations.

„Don Giovanni“ am Theater Plauen-Zwickau. Foto: André Leischner

„Don Giovanni“ am Theater Plauen-Zwickau. Foto: André Leischner

Wichtig war uns dabei, dass wir, wenn wir produzierten, auch Gäste eingeladen haben, weil die in der öffentlichen Wahrnehmung sehr stiefmütterlich behandelt wurden. Die Sparten haben eine eigene Spendenaktion ins Leben gerufen. Wir haben zum Beispiel im Ballettbereich Künstler/-innen in Südeuropa, die sehr prekär unterwegs sind. Dass die Belegschaft hier einen eigenen Beitrag leistet, finde ich ganz toll. Das wurde vom Ballett initiiert, der Sparte, die von Anfang an sehr flexibel war.

O&T: Wie haben sich die Tänzerinnen und Tänzer fit gehalten?

May: Ohne lange zu warten hat die Ballettdirektorin per Zoomkonferenzen mit den Tänzerinnen und Tänzern interagiert und Proben veranstaltet. Sie haben in ihren Wohnungen getanzt, Videos wurden hin- und hergeschickt. Gerade die Tänzer haben sehr darauf gehofft, wieder analog spielen zu können, haben sich aber gleichzeitig sehr früh dafür interessiert, digital zu arbeiten.

Das wird etwas sein, das wir in der Zukunft nicht gänzlich außer Acht lassen. Man muss dann eruieren, wie das in Übereinstimmung mit dem, was analog nötig ist, geht. Wir haben ja dann wieder einen eng getakteten Plan. Aber es ist eine schöne Erfahrung, dass wir jetzt auch mal Projekte realisieren konnten, bei denen man nicht gleich im Blick haben musste, wie hoch die Auslastung ist. Das war mal eine Gelegenheit, künstlerisch fast luxuriös zu arbeiten.

O&T: Sie selbst kommen vom Schauspiel. Wie und wann haben Sie zum Musiktheater gefunden?

May: In meiner Jugend in Potsdam war mein Interesse für das Theater schon allumfassend. Ein bleibendes Erlebnis ist für mich zum Beispiel Manfred Krug als Sporting Life in einer „Porgy and Bess“-Inszenierung an der Komischen Oper Berlin. Die nähere Beschäftigung ging dann los, als ich Intendant in Zittau war. Ich hatte vorher schon Musical inszeniert, auch die „Dreigroschenoper“ oder „Black Rider“. Hier in Plauen und Zwickau kam zwangsläufig der Punkt, an dem ich mich intensiv mit dem Musiktheater beschäftigt habe. Bei einer „Tosca“ war der Regisseur irgendwann nicht disponibel. Da habe ich den Sprung gewagt. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass dann weitere Inszenierungen, auch Operette, dazu kamen. So bin ich mit großem Vergnügen da reingerutscht, natürlich auch mit dem Vorteil, dass ich dadurch das Ensemble noch besser kennenlernen konnte. Am liebsten würde ich auch noch einen Ballettabend machen, aber das maße ich mir nicht an.

O&T: Aktuell wird sehr viel über die so genannte „Allmacht der Intendanten“ diskutiert. Da gibt es einige, die in der Kritik stehen. Wie erleben Sie das? Wie viel Macht soll ein Intendant alleinig haben, wie sollen Führungsaufgaben am Theater verteilt sein?

May: Gerade der künstlerische Prozess ist ja ein Ausnahmezustand; da wird sicherlich mal das ein oder andere Unbedachte geäußert. Ich selbst werde auch schon mal emotional, kann auch laut werden, aber das ist eher ein Anfeuern, geht mehr in eine progressive Richtung. Man muss das, glaube ich, sehr genau betrachten. Natürlich ist die Position des Intendanten immer damit verbunden, Personalentscheidungen treffen zu können. Und natürlich sind die Verträge immer ein großes Thema. Ein Aspekt, der mir wichtig ist: Je intensiver man einzelne Punkte verhandelt, die Wünsche abfragt, je mehr individuelle Verabredungen man trifft, desto mehr ist man auf der verbindlichen Seite und begegnet sich auf Augenhöhe.

O&T: An vielen Häusern, auch an Ihrem, gibt es eine zweigeteilte Verantwortung.

May: Ein Haus in unserer Größenordnung ganz alleine zu leiten, halte ich nicht mehr für sehr zielführend. Wir haben hier eine Geschäftsführerin, der Intendant ist für den künstlerischen Bereich verantwortlich. Die Spartenleiter haben große Freiräume, sie sollen gern auch Ideen für andere Bereiche einbringen. Aber es bleibt die Tatsache, dass die Verträge befristet sind.

Was natürlich gar nicht geht, sind solche Dinge, die medial in der letzten Zeit eine Rolle gespielt haben. Wenn es um sexuelle Belästigung geht oder wie man in einer gewissen Art und Weise autoritär auftritt und Kollegen herabwürdigt. Ich verstehe nicht, wie man ernsthaft Vertrauen gewinnen will, wenn man so mit der Belegschaft umgeht. Wir versuchen, eine offene Kommunikation hinzubekommen, der Betriebsrat hat bei uns einen hohen Stellenwert. Wenn Probleme entstehen, bin natürlich auch ich als Künstlerischer Leiter gefragt. Das kann ich nicht irgendwo hin delegieren. Das muss auf den Tisch und möglichst ausdiskutiert und einer Klärung zugeführt werden. Wir hatten schon mal Konflikte, bei denen Aussage gegen Aussage stand. In solchen Fällen sage ich: Wir frieren diesen Konflikt jetzt erstmal ein. Es muss sich niemand entschuldigen, wenn nicht feststellbar ist, wer der Schuldige ist. Wir gucken in die Zukunft. So konnten wir einige Probleme produktiv angehen.

O&T: Stichwort Zukunft. Wie geht es weiter? Wie kann Theater seine Bedeutung behalten und betonen?

May: Wenn wir über Finanzfragen sprechen, halte ich es für wichtig, dass wir deutlich ins Feld führen, was hier wichtig wird, gerade auch für Kinder und junge Menschen. Wir merken jetzt, welche Schäden die Pandemie auch angerichtet hat, gerade im psychologischen Bereich. Wir können natürlich nicht alles kompensieren. Aber gerade die Vernetzungen mit den Schulen, die wir hier in den letzten Jahren aufgebaut haben, diese mannigfaltigen Veranstaltungen, die die Theaterpädagogen auf die Beine stellen, im Verbund mit den Sparten, sind so wichtig und werden in der Zukunft noch wichtiger werden, auch in der Argumentation gegenüber der Politik. Wenn man sich anschaut, welche Bestrebungen gerade in Plauen – Stichwort „Dritter Weg“ – zu beobachten sind, dann müssen wir nach der Pandemie noch einmal ganz neu einsteigen, um bestimmte Dinge wieder gerade zu rücken, künstlerisch diskursiv zu vermitteln. Das war mir schon in der Vergangenheit ein großes Anliegen und wird in der Zukunft immer wichtiger werden.

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