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Rezensionen

John Gays „Beggar‘s Opera“

John Gay: The Beggar’s Opera. Burt, Klein Batter, Purkiss u.a., Les Arts Florissants, William Christie, Robert Carsen, Ian Burton. Theatre des Bouffes du Nord/Paris. Opus arte/Naxos Bluray OABD7283D

Atemverschlagend, dass ein Werk von 1728 so ganz von heute ist. Nun klingt natürlich ein kleines Spitzenensemble aus „Les Arts Florissants“ mit William Christie am Spinett schon mal wie ein erholsames Schlankheitsbad von aller damaligen Händel-Barock-Opulenz. Und dem Stil der „ballad-opera“ entsprechend werden die Songs eben auch meist lässig „serviert“ – in bester Pepusch-Tradition. Zusätzlich hat Regisseur Robert Carsen die damalige Theaterpraxis übernommen: Wann immer sich ein neues entlarvendes Skandal-Faktum ergab, wurde der Text sofort aktualisiert. Also hat Carsen sich mit seinem vertrauten Dramaturgen und Theaterautor Ian Burton hingesetzt: Herausgekommen ist ein bissiger Sprechtext, der nahezu alle Polit-Schweinereien unserer Jahre erwähnt, parodiert und entlarvend imitiert. Gauner-König Peachum herrscht jetzt über ein bühnenfüllendes Kartonlager mit Hehler- und Diebesgut (Bühne James Brandily) – ein Schuft, wer an Bezos und Amazon denkt! Das lässt Regisseur Carsen ständig temporeich, überraschend und witzig von Gangstern und Stuntmen zu allerlei obskuren Orten umbauen. Dazu erklingt fetzige Barockmusik – und so legen die Kerle auch immer mal eine rasante Breakdance- oder Hip-Hop-Nummer samt Akrobatik hin – in flüssig schnellen Übergängen choreografiert von Rebecca Howell. Den herrlich coolen Mac-heath von Benjamin Purkiss umgirren fünf traumschöne und berechnend sexy Escort-Girls. Polly und Lucy kontrastieren mit ihren Ehewünschen gewollt halb-spießig. Doch für alle findet sich ein Pöstchen, das Gauner-Business geht Oben wie Unten weiter… eben auch 300 Jahre später: ein Zerrspiegel von damals, fulminant klares Heute zeigend.

Wolf-Dieter Peter

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