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GEMA-Geschäftsbericht
In
seiner turnusgemäßen Frühjahrssitzung in München
wurden dem Aufsichtsrat der GEMA vom Vorstand die Bilanz und der
Geschäftsbericht des Jahres 2003 vorgelegt. Kernpunkte waren
dabei die erneut erfreuliche Geschäftsentwicklung im Bereich
des Aufführungsrechts und im Gegensatz hierzu die bedenkliche
Schwäche des Tonträgermarkts und der Tonträgervergütungen.
Im Jahr ihres 100-jährigen Jubiläums konnte die GEMA dennoch
insgesamt zulegen: im Geschäftsjahr 2003 stiegen die Gesamterträge
um 1,1 Millionen Euro auf insgesamt 813,617 Millionen Euro. Die
Aufwendungen, die dafür von der GEMA-Verwaltung aufgebracht
werden mussten liegen, wie schon in den letzten Jahren, bei knapp
15 Prozent, nämlich bei 14,68 Prozent gegenüber 14,6 Prozent
im Vorjahr. Besonders bemerkenswert ist die Steigerung bei der Lizenzierung
der Ruftonmelodien um fast 300 Prozent. Der Ertrag von 5,4 Millionen
Euro zeigt, dass auch das digitale Umfeld beginnt, einen Beitrag
zum Gesamtergebnis der GEMA zu leisten. Insgesamt werden 694,163
Millionen Euro an die Rechteinhaber in aller Welt verteilt.
Ausbildungsabgabe
Der
Deutsche Bühnenverein fordert, bei der Berechnung der gesetzlichen
Ausbildungsabgabe bei den Theatern zumindest all die Beschäftigungsverhältnisse
herauszunehmen, für die es gar keine betrieblichen Ausbildungswege
gibt. Das ist bei den meisten künstlerischen Berufen der Fall,
also bei knapp zwei Dritteln des Theaterpersonals. Lege man die
Berechnungen des Gesetzes zugrunde, müssten die Bühnen
eine Ausbildungsabgabe von insgesamt sechs Millionen Euro zahlen.
„Das wird die finanzielle Krise der Bühnen noch weiter
verschärfen“, erklärte der DBV.
Festspielhaus Hellerau gesichert
Teil
des im April zwischen dem Freistaat Sachsen und der Landeshauptstadt
Dresden neu abgeschlossenen Kulturvertrages ist die Instandsetzung
des Festspielhauses Hellerau, das ab 2005 – in Kooperation
mit der Stadt Frankfurt/Main und dem Land Hessen – jeweils
für einige Monate der William Forsythe-Tanzcompany als Spiel-
und Probenstätte zur Verfügung stehen wird.
Innovationspreis für Hofer Musikschulmodell
Bundespräsident
Johannes Rau übergab einen der elf bundesweit verliehenen Förderpreise
„Inventio 2004“ dem Intendanten der Hofer Symphoniker,
Wilfried Anton. Gewürdigt wurde das „Hofer Modell“:
Die Symphoniker unterhalten eine von rund 1.000 Schülern besuchte
eigene Musikschule. Mit dem Preis wurden herausragende musikpädagogische
Innovationen ausgezeichnet.
0,4 Prozent Kultur
Nach
Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die Kulturausgaben von
Bund, Ländern und Gemeinden zwischen 2001 und 2003 von 8,35
Milliarden Euro auf 8,2 Milliarden Euro gesunken; die Summe entspricht
0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. 36,9 Prozent der Fördermittel
entfallen auf Bühnen und Orchester. Seit 1975 steigt der Anteil
der Länder an der Gesamtsumme kontinuierlich an; mit 43 Prozent
liegt er jetzt fast gleichauf mit dem der Kommunen, der seit 1975
von rund 60 auf nunmehr rund 45 Prozent gefallen ist. Der Anteil
des Bundes ist im gleichen Zeitraum von 18,9 auf 12,4 Prozent gesunken.
Gratulation
Generalintendant
Klaus Pierwoß gratulierte im Namen des Bremer Theaters dem
SV Werder zur Deutschen Fußballmeisterschaft. Das Bremer Theater
war als erste Bühne in Deutschland eine Kooperation mit dem
Bundesligaklub eingegangen. Auf einer Protestveranstaltung gegen
die Kürzungspraktiken des Bremer Senats hatte der damalige
Werder-Mannschaftskapitän Oliver Reck den legendären Satz
gesprochen: „Auch in der Kulturpolitik erzielt man mit Eigentoren
keine Punkte.“ Als Anreiz, weitere Tore zu schießen,
versprach Pierwoß dem brasilianischen Werder-Stürmer
Ailton für jeden Treffer eine Eintrittskarte für das Musical
„Kiss me, Kate“.
Marie Hüllenkremer tot
Ob
die 1943 in Eupen geborene, in Aachen aufgewachsene Journalistin
Marie Hüllenkremer es bereut hat, dass sie 1998 ihre Stellung
als stellvertretende Chefredakteurin des Kölner Stadtanzeigers
aufgab und sich zur Kulturreferentin der Klüngelstadt Köln
wählen ließ? Der Rat der Stadt und ihr Oberbürgermeister
hatten sie in den letzten Jahren systematisch demontiert; Tiefpunkt
war der Widerruf des Vertrages mit der von ihr berufenen Operndirektorin
Barbara Mundel. Am 16. Mai ist Marie Hüllenkremer gestorben.
Marika Rökk gestorben
Die
legendäre Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin,
1913 in Ungarn geboren, starb am 16. Mai an Herzversagen. Sie wuchs
in Budapest auf und gab schon mit 9 Jahren ihren ersten Tanzabend.
Berühmt wurde sie durch Filme wie „Gasparone“ (1937),
„Kora Terry“ (1940) und „Die Frau meiner Träume“
(1944). Auch nach dem Krieg war sie weiter erfolgreich. In einem
Alter, in dem andere Tänzerinnen schon längst ihre Ballettschuhe
an den Nagel gehängt haben, sah man sie immer noch auf der
Bühne tanzen.
Deutscher Bühnenverein tagte in Regensburg
Mit
zwei öffentlichen Podiumsdiskussionen beendete der Deutsche
Bühnenverein seine Jahrestagung – zu Gast war man in
diesem Jahr im Regensburger Stadttheater. „Gibt es noch eine
parteienspezifische Kulturpolitik?“ lautete die Frage, die
Moderator Jörg Lau an Olaf Scholz (SPD), Klaus von Trotha (CDU)
und Barbara Kisseler (parteilos) richtete. Erstaunliches war da
zu hören: dass Kulturausschüsse im Bundestag und Landtagen
sich im wesentlichen aus „Lehrern und ambitionierten Hausfrauen“
zusammensetzen, wie Barbara Kisseler verkündete und dies offenbar
als Abwertung dieser Gremien begriff. Dass man nicht zu pessimistisch
sein dürfe, erklärte Olaf Scholz dem Publikum, „angesichts
dessen, dass wir ein so reiches Land sind und so viel Geld für
Kultur ausgeben.“ Den anwesenden Intendanten war dies sicher
neu, ansonsten erwies sich Scholz – wie man erwarten konnte
– nicht als ausgewiesener Kulturpolitiker.
Fundierter und spannender war das zweite Podium: „Metropolentheater
versus Provinzbühnen“, lautete der Titel. Die Intendanten
Klaus Zehelein (Stuttgart), Ernö Weil (Regensburg) und Tobias
Wellemeyer (Magdeburg) diskutierten mit dem Bayerischen Kunstminister
Thomas Goppel und Erlangens Kulturdezernent Dieter Rossmeissl. Erfreulich
war hier zweierlei: Es wurde – selten in heutiger Zeit –
nicht über Geld geredet. Und: die Richtung, die die Diskussion
nahm, zeigte eindeutig, dass Theatermacher schon lange nicht mehr
im „Elfenbeinturm“ der Künste zu Hause sind. Um
Kooperationen mit anderen Einrichtungen ging es ebenso wie um die
Ansprache des Publikums, insbesondere der jungen Generation. Dass
das Theater einer Stadt Bildungsaufgaben zu übernehmen habe,
war Konsens. Konträr wurde die Diskussion, als es um den Begriff
der „kulturellen Grundversorgung“ ging, die –
angemahnt von Minister Goppel – von Klaus Zehelein zunächst
nicht als Aufgabe des Theaters gesehen wurde. Mit seinem Einwand
richtete er sich allerdings vor allem gegen eine Art von Vermittlung,
die einem „Lebensmittelgeschäft“ gleiche, in dem
stets gängige Artikel vorgehalten werden. Zehelein forderte
sowohl vom Theater als auch vom Publikum eine Auseinandersetzung
mit Stoffen und Themen ein, ohne die ein lebhaftes Kunst-Leben –
sei es in der Provinz oder in der Metropole – nicht geben
könne. bh
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