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How to Kulturfördergesetz in diesen Zeiten? – ein Erfahrungsbericht aus der Fachgruppe Musik in Berlin

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DDR-Vergangenheit und mitreissender Puls
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Symbiose von Leidenschaft und Präzision
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Wie zwei Wienerinnen die Oper neu erfinden

Grotesker Mummenschanz
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Dystopie und Utopie
Tanztheater an den Kölner Bühnen: Sasha Waltz’ „Beethoven 7“

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Die 6. Internationale Opernwerkstatt Waiblingen

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Die Semperoper auf einer Krypto-Briefmarke

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Ausstellung und Katalog „Tanz wird Kunst“ des Edwin Scharff Museums Neu-Ulm

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Darstellung neuen Körpergefühls

Ausstellung und Katalog „Tanz wird Kunst“ des Edwin Scharff Museums Neu-Ulm

„Tanz wird Kunst. 1892–1933“ – diese Ausstellung in zwei zeitlich aufeinanderfolgenden Abschnitten hat das Edwin Scharff Museum in Neu-Ulm auf die Beine gestellt: Der erste Teil „Anfänge.Jeder Mensch ist ein Tänzer“, den der vorliegende Katalog dokumentiert, war von Februar bis Juni 2025 zu sehen. Der zweite Teil „Höhepunkte. Tanze dein Leben / Tanze dich selbst“, den ein im Dezember 2025 erscheinender Katalog im Hirmer Verlag begleiten wird, wird vom 6. Dezember 2025 bis 3. Mai 2026 in Neu-Ulm zu sehen sein.

„Der Übertitel beider Ausstellungen, Tanz wird Kunst, beschreibt auf doppeldeutig-spielerische Weise genau die beiden wesentlichen Aspekte: Zum einen entwickelte sich der Tanz um 1900 zu einer Tanzkunst, das heißt zu einer selbständigen künstlerischen Disziplin. Der Körper wurde zum gestaltenden Medium. Zum anderen standen die Tanzpionierinnen und -pioniere mit der Art ihrer Tanzgestaltung im Kontext der weiteren künstlerischen Neuerungen der Zeit und fanden auch durch deren Einflüsse zu ihrer Tanzsprache.“ Das schreibt Helga Gutbrod im Vorwort des Katalogs. Und: „Nicht minder waren umgekehrt Bildende Künstlerinnen und Künstler aller Sparten von den neuen Bewegungsmomenten inspiriert. Vielfach gaben die Neuerungen des Tanzes und sein ungewohntes Bewegungsrepertoire den Impuls für eine neue Formensprache. Dabei traten alle künstlerischen Disziplinen in einen engen Austausch miteinander.“

Helga Gutbrod (Hrsg.): „Tanz wird Kunst. 1892–1933, Teil 1: Anfänge. Jeder Mensch ist ein Tänzer“, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2025, 175 Seiten, 19,95 Euro

Helga Gutbrod (Hrsg.): „Tanz wird Kunst. 1892–1933, Teil 1: Anfänge. Jeder Mensch ist ein Tänzer“, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2025, 175 Seiten, 19,95 Euro

Im Katalog werden neben dem Vorwort drei theoretische Texte angeboten: Amelie Soyka beschreibt in „Hinaus ins Freie, ins Leben“ Frauen um 1900 zwischen Tradition und Moderne. Die Kuratorin der Ausstellung, Ina Ewers-Schultz, steuert „‚Der Tanz als Kunstwerk‘ – Die Anfänge“ und als Exkurs „Eine kurze Geschichte des Tanzes“ bei. Der Hauptteil des Katalogs bietet vier Schwerpunkte, alle verfasst von Ewers-Schultz: I. Der menschliche Körper als Werkzeug der Kunst. Ein neues Frauenbild, II. Mit oder ohne Musik. Erneuerung des Bühnentanzes, III. Zwischen Aneignung und künstlerischer Neufindung und IV. Neue Rollenbilder. Zwischen den Geschlechtern.

Der Tanz ist eine uralte Ausdrucksform, die von männlichen Tänzern dominiert worden ist. Was hier für die Zeit zwischen 1892 und 1933 in Ausstellung und Katalog beschrieben und gezeigt wird, ist auch – trotz erheblicher gesellschaftlicher, politscher und männlicher Widerstände – ein Aufbruch zu einem neuen weiblichen Selbstbewusstsein, hin zu einer Gleichberechtigung der Frau. Das Zitat „Jeder Mensch ist ein Tänzer“ stammt vom ungarischen Tänzer und Choreografen Rudolf von Laban. In seinem Manuskript „Tanz als Laienschöpfung“ formuliert er: „Die seelische Verfassung eines Menschen drückt sich nicht nur in seinen Gedanken und Worten, sondern viel wesentlicher und unmittelbarer in seinem körperlichen Gebahren aus.“ Laban ging davon aus, dass mit entsprechender Förderung jeder tanzen könne, weshalb er in Deutschland ein Netzwerk an von ihm gegründeten Tanzschulen aufbaute.

Labans Bemühungen sind aber nur ein Strang der vielgestaltigeren Tanzszene um 1900. Diese wird im Katalog anhand einiger Tänzerpersönlichkeiten dargestellt, etwa Isadora Duncan, Grete Wiesenthal und Gertrud Leistikow. Geht es bei der Ausstellung in erster Linie um die „Darstellung des neuen Körpergefühls“ (Gutbrod) und weniger um – wie vielerorts – die „breite Motivfülle zum Thema Tanz in den Werken der Kunst aufzuzeigen“, so kann man im Katalog die wunderbaren vielgestaltigen bildnerischen Darstellungen des Tanzes genießen. Gerade die plastischen Arbeiten, die einen der Schwerpunkte der Sammlung des Edwin Scharff Museums ausmachen, waren ein Grund, diese Ausstellung hier zu präsentieren.

Der Katalog beschreibt in Text und Bild einen gesellschaftlichen Umbruch, festgemacht an Phänomen des Tanzes. Dieser aber ist in seinen Ausformungen selbst Produkt dieses Umbruchs. Der Katalog ist Geschichts- und Bilderbuch in einem – in jedem Fall ein Buch, das man nicht so schnell aus der Hand legt!

Ralf-Thomas Lindner

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